Runder Tisch bei der BKM zum „E-Lending“: Eine Studie soll Klarheit schaffen


Berlin, 17. Oktober 2023

Wie gestalten sich die wirtschaftliche Auswirkungen der Digitalen Leihe in Öffentlichen Bibliotheken auf Urheber:innen und die Buchbranche? Seit Oktober 2022 berät der Runde Tisch zum E-Lending unter der Ägide der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) die vertieften nötigen Fragestellungen für eine Wirtschaftlichkeitsstudie, die den Einfluss der digitalen Leihe auf den Kaufmarkt und die Erlösstrukturen untersuchen will, durchgeführt von der DIW Econ.

Das Netzwerk Autorenrechte ist mit Nina George und gemeinsam mit Lena Falkenhagen, Bundesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller*innen (VS) in Ver.di sowie Ingo Herzke, zweiter Vorsitzender des Verbands deutschsprachiger Übersetzerinnen und Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke – VdÜ an dem Runden Tisch vertreten, um die Interessen der Urheber:innen sachgemäß einzubringen.

Bisherige Einigungsversuche beim E-Lending scheiterten in der Vergangenheit oft bereits an einer ungesicherten Datenlage. Auf Einladung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) haben sich daher der Börsenverein des deutschen Buchhandels, der Deutsche Bibliotheksverband, der Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare, der Verband deutscher Schriftsteller*innen, das Netzwerk Autorenrechte, der Verband deutschsprachiger Übersetzerinnen und Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke, Verlagsvertreter sowie das Bundesministerium der Justiz und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz als weitere Ressorts der Bundesregierung zu einem Runden Tisch E-Lending verabredet und auf gemeinsame Fragestellungen für eine Studie geeinigt. Diese wird zur Zeit von DIW Econ durchgeführt. Die Ergebnisse werden die Beteiligten im Frühjahr 2024 gemeinsam vorstellen. Die Bundesregierung will auf dieser Grundlage eine Einigung vor der Frankfurter Buchmesse 2024 erreichen.

„Wir begrüßen den Schritt der BKM, die seit über zehn Jahren debattierenden Beteiligten moderiert an einen Tisch zu holen“, so Nina George. „Eine gemeinsam akzeptierte Klarheit über die Auswirkungen der für Nutzer:innen kostenlosen E-Leihe auf das Ökosystem der Branche zu erreichen, kann die Grundlage für eine deutlich verbesserte Finanzierung der Bibliotheken für ihre digitalen Angebote sein. Für Autor:innen ist es in der Folge unabdingbar, dass ein irreparabler regulatorischer Eingriff in das Urheberrecht und das Urheberpersönlichkeitsrecht durch eine Schranke vermieden wird. Die freiwillige Lizenzierung bei signifikanter Erhöhung der Budgets für Digitales muss beibehalten werden.“ „Eine Eingliederung des E-Lendings in die Bibliothekstantieme ist nicht anzustreben“, ergänzt Lena Falkenhagen, Bundesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller*innen (VS) in Ver.di. „Bereits jetzt rangiert Deutschland in der Kalkulation pro Print-Leihe mit 4,3 Cent, davon rechnerisch 3 Cent für die Urheber:innen, in Europa am unteren Ende. Eine angemessene Vergütung sieht anders aus. Die Kultusministerkonferenz muss vor jeglicher Debatte über das E-Lending vor allem die Etats für die Ausleihe von gedruckten Büchern maßgeblich erhöhen.“

„Darum muss sich vor allem an dieser beschämenden Situation etwas ändern, bevor man über weitere Schranken nachdenkt“, so Ingo Herzke, zweiter Vorsitzender des Verbands deutschsprachiger Übersetzerinnen und Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke – VdÜ.

Weitere Ressourcen und Quellen:
▪ Konsultationsantwort des Netzwerk Autorenrechte an das Bundesministeriums der Justiz zum E-Lending: https://www.netzwerk-autorenrechte.de/stellungnahme_e- lending.html
▪ Umfrage des Netzwerk Autorenrechte zur Vergütung und Transparenz beim E- Lending in Öffentlichen Bibliotheken an Autor:innen https://www.netzwerk- autorenrechte.de/studie-e-lending.html
▪ Faktenlage, F&Q und Forderungen des Netzwerk Autorenrechte zum E-Lending https://www.netzwerk-autorenrechte.de/e-lending-FAQ.html
▪ Mitteilung der BKM von April 2023: https://www.bundesregierung.de/breg- de/aktuelles/erster-schritt-zur-loesung-der-probleme-beim-e-lending-in-oeffentlichen- bibliotheken-2185734